„Nach eingehender Prüfung“ – KI im Recruiting zwischen Effizienz und Entmenschlichung

Samstag, 12:03 Uhr: Eine Bewerbung landet im digitalen Posteingang.
Samstag, 14:19 Uhr: Die Absage kommt. Automatisiert. Standardisiert. Und mit dem schönen Satz: „Nach eingehender Prüfung müssen wir Ihnen leider mitteilen…“

Willkommen in der Zukunft der Personalarbeit. Oder vielmehr: in einer Zwischenwelt, in der künstliche Intelligenz bereits Entscheidungen trifft, aber oft nicht mitdenkt.

KI im Recruiting – Fluch oder Fortschritt?

Zweifelsohne hat künstliche Intelligenz das Recruiting revolutioniert:

  • Lebensläufe werden schneller analysiert
  • Matching-Algorithmen filtern besser vor
  • Prozesse laufen effizienter, skalierbarer, kontrollierbarer

Doch zwischen Effizienz und Erbarmungslosigkeit verläuft eine feine Grenze. Und die wird immer häufiger überschritten.

Denn wenn Bewerber:innen am Wochenende Bewerbungen abschicken und binnen zwei Stunden eine Absage erhalten, fragt man sich:
Wer hat da was geprüft?
Und wie eingehend war diese „eingehende Prüfung“ wirklich?

Bewerbungsprozesse ohne Menschlichkeit

Die Folgen sind absehbar:

  • Vertrauensverlust
  • Frustration
  • Reputationsschäden

Denn egal, wie gut die Technologie ist, Absagen um 14:19 Uhr am Samstag, mit Textbausteinen von 2011, fühlen sich nicht nach Professionalität an. Sondern nach: „Wir haben gar nicht erst hingeschaut.“

Technologie als Werkzeug – nicht als Ersatz

Verstehen wir uns nicht falsch: KI kann und soll im Recruiting unterstützen. Aber sie darf den Menschen nicht ersetzen.

Gerade dort, wo es um Erwartungen, Hoffnungen und berufliche Lebenswege geht, braucht es mehr als Algorithmen. Es braucht:

  • Empathie
  • Einordnung
  • Feedback

Eine gute Absage ist kein automatisierter Textbaustein, sondern eine respektvolle Entscheidung, transparent kommuniziert und nachvollziehbar begründet. Und ja: Das kostet Zeit. Aber es zahlt sich aus.

Unser Appell an Unternehmen

Technologie darf Prozesse besser machen. Aber sie darf nicht der Grund dafür sein, dass Menschen sich nach einem Bewerbungsprozess schlechter fühlen als vorher.

Also bitte: Lasst KI prüfen. Aber lasst Menschen entscheiden.
Und wenn ihr schon samstags Absagen verschickt, dann bitte wenigstens ohne den Satz „nach eingehender Prüfung“.
Denn der macht nur eins: unglaubwürdig.