80 Prozent Rückkehrquote, Anwesenheitspflicht montags und freitags: was Axel Springer kürzlich beschlossen hat, ist nicht einfach nur eine Maßnahme zur Rückkehr ins Büro. Es ist ein Statement. Und zwar kein besonders modernes.
Denn diese Regelung sendet eine klare, wenn auch unausgesprochene Botschaft: Wer montags oder freitags im Homeoffice ist, arbeitet nicht richtig. Anders lässt sich diese Maßnahme kaum deuten.
Es geht also längst nicht mehr um das Ob des Homeoffice, sondern um das Wann. Mitarbeitende müssen an zwei strategisch gewählten Tagen ihre Präsenz beweisen, als sichtbaren Beleg dafür, dass sie produktiv sind.
Das ist kein Zeichen von moderner Führung, sondern ein Ausdruck tief sitzenden Misstrauens.
Diese Entwicklung wirft Fragen auf. Vor allem in einer Zeit, in der qualifizierte Fachkräfte ihre Arbeitgeber auch nach Flexibilität und gelebtem Vertrauen auswählen.
Denn das Signal ist eindeutig: Kontrolle ersetzt Vertrauen. Anwesenheit ersetzt Ergebnisorientierung. Führung orientiert sich an Kalendern statt an Output.
Doch wer glaubt, durch Präsenzpflicht Loyalität oder Leistung zu steigern, verkennt nicht nur den Wandel der Arbeitswelt, sondern riskiert auch den Verlust der besten Köpfe.
Moderne Arbeitgeber wissen: Vertrauen ist kein Nice-to-have, sondern Basis einer zeitgemäßen Unternehmenskultur. Und Employer Branding beginnt nicht bei Hochglanzbroschüren oder dem Obstkorb am Empfang, sondern dort, wo Mitarbeitende Freiheit und Verantwortung erleben.
Vertrauen zeigt sich in kleinen Dingen. Zum Beispiel darin, ob ich selbst entscheiden darf, wann und wie ich am besten arbeite. Oder ob mir Montag und Freitag pauschal misstraut wird.
Am Ende geht es nicht darum, ob Montag oder Freitag geblockt werden. Die entscheidende Frage ist: Wie viele gute Leute müssen erst kündigen, bevor sich etwas ändert?
Denn Unternehmen, die immer noch an starrer Präsenzpflicht festhalten, müssen sich nicht wundern, wenn Vertrauen, Innovationskraft und Identifikation auf der Strecke bleiben.